Maximiliansau: Bereits zum zweiten Mal im noch jungen Jahr führt der Rhein Hochwasser. Ab acht Metern am Pegel Maxau ziehen im Kreis Germersheim Dammwachen auf. So auch am Dienstag, 6 Uhr. Auf Kontrollfahrt mit der Dammwache der Freiwilligen Feuerwehr Wörth.
Von Markus Burck
Dienstag, gegen 21 Uhr. Brandmeister und Pressesprecher Steffen Reidt sowie die Oberfeuerwehrmänner Marcus Blädel und Tim Weber treffen unter der Vorlandbrücke in Maximiliansau ein. Es ist die erste Station der Dammwache im Zuständigkeitsgebiet der Wörther Wehr. Gleich fünf Deichscharten – Durchgänge, die nun verschlossen sind – müssen in diesem Teil des Maximiliansauer Hafens kontrolliert werden. Zuvor schauen sich die Einsatzkräfte das Gelände vor dem Aufgang zur Stadtbahnhaltestelle an. Ihre Kollegen haben auf einer Kontrollfahrt zuvor entdeckt, dass sich hier Druckwasser sammelt. Mitarbeiter des städtischen Bauhofes wurden informiert. Blädel bespricht sich mit den Arbeitern. Absperrungen werden vorbereitet. Auf dem ehemaligen Parkplatz wurden im vergangenen Jahr neue Stützpfeiler installiert. Auch Anwohner schauen sich die Situation an. „Ab einem Pegelstand von acht Metern haben wir Wasser im Keller. Das ist der Preis für die gute Aussicht“, erzählt ein Mann.
Gerade zeigt der Pegel auf der anderen Rheinseite einen Wert von 851 an. Sorgen machen ihm Pegelstände in dieser Höhe nicht, jedoch dass das Wasser nun auch von hinten kommt. „Das ist neu.“ Die Feuerwehr beruhigt und informiert, dass weiter alles kontrolliert wird. Der Anwohner dankt für das Engagement. Derweil hängt ein Mann in Rennradler-Bekleidung auf der Hochwasserschutzmauer. Schon seit seiner Kindheit interessiere ihn das Thema. Früher sei er mit den Eltern bei Hochwasser an den Rhein gefahren, erklärt der Karlsruher. Mit dem Rad ist er an diesem Abend bis zum ungesteuerten Polder gefahren, der mittlerweile geflutet wurde. Er sei aber kein Hochwasser-Tourist und fahre nur dort, wo es erlaubt ist.
Für die Dammwache geht es weiter in Richtung CJD und FVPM-Clubhaus. Während am CJD noch reichlich „Platz nach oben“ ist, drückt das Wasser am Clubhaus durch die Deichscharte – zwar nicht bedrohlich, aber die Situation wird dokumentiert. Zu manchen Kontrollstellen müssen die Feuerwehrleute zu Fuß über die Hochwasserschutzmauer oder den Deich. Die wichtigsten Arbeitsgeräte: Taschenlampe, Funkgerät, Fernglas. „Und natürlich unsere Augen“, erklärt Reidt. Wo steht auf den Feldern Wasser? Wie vergrößert sich die Fläche? Interessant wird es, wenn es „blubbert“ oder „strömt“. Bei dieser Kontrollfahrt sind die Wasserflächen aber ruhig. Auch ein Wasseraustritt direkt am Damm ist nicht unbedingt schlimm. Ist das Wasser klar, wird kein Erdreich oder Sand aus dem Damm weg geschwemmt.
Weiter geht es über die B 9 zum Wörther Hafen und von dort wieder in Richtung Maximiliansau. „Aufgrund des Hochwassers können wir hier nicht mehr direkt durchfahren“, erklärt Reidt. Es folgt eine Begehung zu Fuß. Zurück geht es in Richtung „Scherpfer Häusel“ und dem ungesteuerten Polder. „Da drüben steht Wasser“, meldet Weber, der mit einem leistungsstarken Scheinwerfer die Umgebung absucht. Reifenspuren im weichen Erdreich des Dammes verraten, dass hier mindestens ein „schlauer Kopf“, wie Reidt es ausdrückt, nicht nur unerlaubt auf dem Deich gefahren ist, sondern auch noch abseits des befestigten Weges. Auffällig sind hier auch die vielen Tiere: Rehe und Hasen tauchen im Scheinwerferlicht des Feuerwehrautos auf. Sie sind vor dem Wasser geflohen, das ihren Lebensraum überschwemmt. Auf einer früheren Fahrt hat Reidt auch ein Wildschwein gesehen.
Am Bauwerk, das dem Wasser den Zufluss zum gesteuerten Polder ermöglicht – hier beginnt das Kontrollgebiet der Feuerwehr Jockgrim – meldet Reidt der Einsatzzentrale die Rückkehr. Dort hat Brandmeister Paul König Dienst. Er notiert die Lagemeldungen aller Dammwachen im Kreis und dokumentiert sie auf einem Lageplan. So kennt auch die Schicht, die die kommenden sechs Stunden im Einsatz sein wird, die Lage.
Alle Feuerwehren der Orte im Kreis, die am Rhein liegen, haben eine Dammwache, informiert Feuerwehr-Inspekteur Mike Schönlaub über den Hochwasser-Alarmplan. In Germersheim übernehmen diese Aufgabe Mitarbeiter des Bauhofes. Ab einem Pegelstand von 7,80 Metern werden zum Beispiel die Feuerwehrhäuser in Wörth und Maximiliansau rund um die Uhr besetzt. Bei der Dammwache sind immer zwei Leute im Feuerwehrhaus und mindestens zwei draußen auf Kontrollfahrt. Etwa alle zwei Stunden kann so jeder Deichabschnitt kontrolliert werden.
Quelle:
Ausgabe | Die Rheinpfalz - Pfälzer Tageblatt - Nr. 21 |
Datum | Donnerstag, den 25. Januar 2018 |
Seite | 20 |